Ausschreibung der Deutschen Krebshilfe: Stiftungsprofessuren ‚Onkologische Pflege‘ (W2/W3)

Die Deutsche Krebshilfe hat die Ausschreibung zur Förderung von zwei Stiftungsprofessuren im Bereich ‘Onkologische Pflege’ veröffentlicht. Mit einem Budget von 3 Mio. € setzt die Deutsche Krebshilfe damit ein starkes Zeichen für die Weiterentwicklung der onkologischen Pflege in Deutschland. Ziel der Professuren ist es, die Forschung, Lehre und Versorgung auf diesem Gebiet maßgeblich zu stärken und die wachsenden Herausforderungen in der Pflege von Krebspatient durch spezifisch qualifizierte Pflegeexpert*innen zu meistern. Dies umfasst die Förderung von ‘Clinical Nurse Specialists’ und ‘Advanced Practice Nurses’, Rollen, die international bereits etabliert sind.

Wichtige Hinweise:
Das Antrags-/Begutachtungsverfahren ist zweistufig:
Absichtserklärungen sind bis zum 21.10.2024 einzureichen.
Anträge müssen der Deutschen Krebshilfe spätestens am 16.12.2024 vorliegen.

Leitfaden zur Antragstellung

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:
Annika Marks
Stiftungsprofessur ‚Onkologische Pflege‘
Telefon: 0228 / 72990-220
E-Mail: marks@krebshilfe.de
https://www.krebshilfe.de/forschen/foerderung/ausschreibungen/

Erste Forschungsagenda für die onkologische Pflege in Deutschland


Die Konferenz der onkologisch Pflegenden in der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (KOK) hat für die Entwicklung der ersten nationalen fachbezogenen Pflegeforschungsagenda (GRAN-ONCO) eine Förderung der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. erhalten. Dies ist ein  entscheidender Schritt der Professionalisierung und der Wertschätzung der onkologischen Pflege .
Prof. Dr. Patrick Jahn   GRAN-ONCO-Projektleitung
Max Zilezinski & Madeleine Ritter-Herschbach    GRAN-ONCO-Projektmitarbeiter und -mitarbeiterin

Die Pflegeforschung steckt in Deutschland ist im Vergleich zu angloamerikanischen Ländern noch in den Kinderschuhen, insbesondere diejenige Pflegeforschung, die sich mit den klinischen Befunden und Ergebnissen von Patienten befasst. Die deutsche Pflegeforschung hat nun begonnen, diesen Rückstand aufzuholen. Gerade in der onkologischen Pflege wurden in den letzten Jahren oder werden zurzeit größere Interventionsstudien beispielsweise zu den Themengebieten Übelkeit und Erbrechen [1], Schmerz [2] und Fatigue [3] durchgeführt. Erstmalig haben wir in Deutschland onkologische Pflegeforscher(innen) mit Anschluss an die internationale Forschung.

Aber wir haben noch viel mehr, und das ist mindestens genauso wichtig wie eine eigenständige Forschungslandschaft: Das sind die vielen onkologisch Pflegenden in der Praxis, die sich um eine Umsetzung von in Studien erfolgreich geprüften Interventionen bemühen, und Pflegende, die qualitative Studien lesen, um vor allem in der Beziehungsarbeit das bestmögliche Verständnis für die Bedürfnisse und Präferenzen der Patientinnen und Patienten zu erreichen. Ziel solcher Bemühungen ist immer die Verbesserung der pflegerischen Versorgung – und Ergebnisse aus Studien sind ein guter Baustein dafür.

Damit ist ein Anfang gemacht, aber die onkologische Pflegeforschung und Forschungsanwendung brauchen eine gute Pflege, um wachsen zu können. Mit der AG Pflegeforschung in der KOK wollen wir einen bescheidenen Beitrag dazu leisten.
Ein praxisbezogener Forschungs- und auch Umsetzungsbedarf liegt unter anderem in den folgenden Gebieten:

  1. Wir benötigen wissenschaftlich fundiertes Wissen über die Grundlagen der Beziehungsgestaltung zwischen Pflegenden und Patienten, insbesondere in Fragestellungen der Patientenpräferenzen und einer Gesundheits- und Ressourcenorientierung.
  2. Wir benötigen wissenschaftlich fundiertes Wissen, um gute fachlich begründete Entscheidungen für solche Interventionen zu treffen, die das Wohlbefinden der Patienten (zum Beispiel hinsichtlich des funktionaler Status, oder der Fähigkeit zur Selbstpflege) und die subjektiv erlebte Zufriedenheit mit den Pflegehandlungen und dem Ergebnis betreffen. Zudem benötigen wir Wissen darüber, mit welchen Interventionen unerwünschte Ereignisse bei Patienten bestmöglich vermieden oder gelindert werden können.
  3. Wir benötigen eine wissenschaftlich fundierte Diskussion der Eignung von Erfassungs- und Messinstrumenten, die in der Pflege eingesetzt werden, und die Prüfung englischsprachiger Instrumente auf ihre Eignung für die Pflege in Deutschland. Hierbei geht es um Fragen, welche Pflegeergebnisse (Outcomes) für Patienten relevant sind sowie wie, wann und bei wem diese Outcomes am besten gemessen werden sollten. Im Mittelpunkt der Überlegungen steht dabei die Pflegesensitivität der Outcomes, d.h. welche Strukturen und Prozesse von der Pflege beeinflusst werden können, um wünschenswerte Outcomes zu erzielen.

Mit diesen und noch vielen weiteren Fragestellungen kann sich die AG Pflegeforschung befassen. Das hängt nicht zuletzt von jedem einzelnen Mitglied ab. Die Zielgruppen der AG Pflegeforschung umfassen zum einen onkologisch-professionell Pflegende, die an Fragen der onkologischen Pflegeforschung interessiert sind, und die mit ihren Fragen zur Initiierung von praxisrelevanten Forschungsprojekten beitragen wollen, oder Fragen der Forschungsanwendung diskutieren wollen, beispielsweise evidenzbasierte Leitlinien, Expertenstandards und PEPs (Putting Evidence into Practice) implementieren oder die Methoden der evidenzbasierten Praxis (EBN) anwenden wollen.

Die zweite Zielgruppe sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in der onkologischen Pflegeforschung tätig sind oder sein wollen, Forschungsprojekte vorantreiben, Forschungsmethoden diskutieren, systematische Übersichtsarbeiten erstellen oder empirisch begründete Theorien diskutieren und verbreiten wollen.

  • Weitere mögliche Themen und Ziele der AG Pflegeforschung können sein:
  • Initiierung und Unterstützung von Praxisprojekten
  • Aufarbeitung onkologischer Pflegethemen
  • Workshops zum wissenschaftlichen Schreiben und Veröffentlichen
  • Seminare zur Gestaltung und Präsentation von Vorträgen
  • Evidence-based Nursing-Workshops
  • Fortbildungen zu wissenschaftlichen Arbeitsformen
  • Unterstützung, Kontaktvermittlung und Beratung bei der Erstellung von Empfehlungen / Leitlinien.

Wenn Sie Interesse an einer Mitarbeit in der AG Pflegeforschung der KOK haben wenden Sie sich bitte an Dr. Patrick Jahn (Kontakt-Informationen unter dem Tab „Ansprechpartner“ auf dieser Seite)

[1] Jahn P, Renz P, Stukenkemper J, Book K, Kuss O, Jordan K, Horn I, Thoke-Colberg A, Schmoll HJ, Landenberger M (2009). Reduction of chemotherapy-induced anorexia, nausea, and emesis through a structured nursing intervention: a cluster-randomized multicenter trial. Support Care Cancer 17(12):1543-52.

[2] Jahn P, Kitzmantel M, Renz P, Kukk E, Kuss O, Thoke-Colberg A, Horn I, Landenberger M (2010). Improvement of pain related self management for oncologic patients through a trans institutional modular nursing intervention: protocol of a cluster randomized multicenter trial. Trials 22(11):29. doi: 10.1186/1745-6215-11-29.

[3] Reif K, de Vries U, Petermann F, Görres S (2012). A patient education program is effective in reducing cancer-related fatigue: A multi-centre randomised two-group waiting-list controlled intervention trial. Eur J Oncol Nurs. 2012 Aug 13. [Epub ahead of print].

Ansprechpartner der AG Pflegeforschung

Prof. Dr. Patrick Jahn

Halle

Leiter der AG Versorgungsforschung | Pflege im Krankenhaus – Projekt Agenda Pflegeforschung

Department für Innere Medizin,
Universitätsmedizin Halle (Saale)
Ernst-Grube-Straße 40
06120 Halle (Saale)
Department für Innere Medizin, Universitätsmedizin Halle (Saale)

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